Jährliche Temperaturanomalie in Deutschland von 1881-2022; Quelle: S4F Leipzig, Jan. 2023


Grafiknutzung mit Erlaubnis der taz-Redaktion; Entwickler der CO2-Uhr: MCC,Berlin; Moderatation durch taz



Die Uhr wurde im Juli 2023 um 2 Jahre vorgestellt

- wegen neuster wissenschaftlicher Erkenntnisse


Link zur zugrundeliegenden Studie
 (Einordnung* der Studie unterhalb der nächsten Grafik).
         Zur Kommentierung der Uhr-Korrektur s. auch taz-Artikel vom 4.8.23.

Der Weltklimarat (IPCC) hatte 2020 als Voraussetzung für die Einhaltung des 1,5°-Ziels bzgl. CO2 die noch mögliche Emissionsmenge benannt: ab 2020 global maximal 400 Mrd. t (sog. globales CO2-Budget). Werde die atmophärische CO2-Konzentration nicht darüber hinaus erhöht, bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit (67 %), die globale Erwärmung auf + 1,5 °C begrenzen zu können.

Am 8. Juni 2023 nun veröffentlichten Klima-Wissenschaftler von 48 weltweit renommierten Instituten (aus den USA bis China, aus Norwegen bis Australien) eine neue Studie, deren Ergebnis ein noch stärker beschränktes CO2-Budget erfordert: nur noch max. 300 Mrd. t Emission ab 2020. Die Ursache dafür: Nicht nur CO2, sondern auch andere Treibhausgase haben einen bedeutsamen Einfluss auf die globale Erwärmung. Grundsätzlich ist das schon lange bekannt und berücksichtigt, aber die neusten Daten waren noch nicht in die Definition des aktuellen globalen Nur-CO2-Budgets einbezogen worden. Das ist nun geschehen.

Aus diesem Nur-CO2-Budget von 300 Mrd. t wurden von Jan. 2020 bis Dez. 2022 weltweit aber bereits rd. 142 Mrd. t CO2 emittiert.
D. h.: Das Nur-CO2-Budget erlaubt ab 2023 nur noch grob 150 Mrd. t CO2-Emissionen.

Wann dieses globale Restbudget von 150 Mrd. t ausgeschöpft sein wird - bei Fortsetzung des aktuellen Emissionstrends, zeigt zeigt die obige ablaufende CO2-Uhr.
x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x /span> Aber allzu viele meinen noch immer:


Grafik aus 2016 von Gerhard Mester zum Klimawandel, ,
trotz grüner Regierungsbeteiligung noch immer passend.


* Einordnung der Studie Indicators of Global Climate Change 2022: annual update of large-scale indicators of the state of the climate system and human influence

Gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 sind alle Vertragsstaaten in Abständen zu regelmäßigen gemeinsamen Bestandsaufnahmen verpflichtet. Dadurch soll festgestellt werden, ob die Welt tatsächlich auf dem Kurs "möglichst nicht mehr als 1,5°C globaler Erwärmung" ist, ob ggf. neue Erkenntnisse zu berücksichtigen und Kurskorrekturen oder verstärkte Anstrengungen erforderlich sind. Das Ergebnis der ersten Bestandsaufnahme soll auf der Weltklimakonferenz im Dezember 2023 (COP 28 in Dubai) festgestellt werden. Die Studie ist Teil der entsprechenden Vorarbeiten:

Nach eigenen Worten folgen die Autoren der Studie Methoden, die so nah wie möglich an denen des Arbeitsgruppe-Eins-Berichts (WGI) des Sechsten Sachstandsberichts (AR6) des IPCC [von 2020] liegen. Wir stellen Überwachungsdatensätze zusammen, um Schätzungen für Schlüsselindikatoren des Klimasystems in Bezug auf die Beeinflussung des Klimasystems zu erstellen: Emissionen von Treibhausgasen und kurzlebigen Klimaveränderern, Treibhausgaskonzentrationen, Strahlungsantrieb, Veränderungen der Oberflächentemperatur, Energieungleichgewicht der Erde, Erwärmung, die menschlichen Aktivitäten zugeschrieben wird, das verbleibende Kohlenstoffbudget und Schätzungen globaler Temperaturextreme. Der Zweck dieser Bemühungen, die auf einem offenen Ansatz für Daten und Wissenschaft beruhen, besteht darin, jährlich aktualisierte, zuverlässige globale Klimaindikatoren im öffentlichen Bereich verfügbar zu machen (https://doi.org/10.5281/zenodo.8000192, Smith et al., 2023a). Da sie auf IPCC-Berichtsmethoden zurückführbar sind, kann ihnen von allen Parteien, die an UNFCCC-Verhandlungen beteiligt sind, vertraut werden und sie können dazu beitragen, ein breiteres Verständnis des neuesten Wissens über das Klimasystem und seine Entwicklung zu vermitteln.
(Ins Deutsche übersetztes Zitat aus dem Abstract der Studie)

Die klare allgemeine Erkenntnis der Forschungsarbeiten: Die Welt ist noch ganz und gar nicht auf dem richtigen Weg mit den erforderlichen Anstrengungen - nicht einmal im Zustand der allgemeinen Anerkennung des Not-Wendigen und der Bereitschaft der Umsetzung!


Zur Erinnerung (1):

Am 7.11.2022 auf der Weltklimakonferenz 2022 (COP 27) richtete der UN-Generalsekretär Guterres einen dramatischen Appell an die Weltgemeinschaft und die versammelten Staatschefs:
Wir sind auf einem Highway in die Klimahölle, mit dem Fuß immer noch auf dem Gaspedal. … Deshalb fordere ich [u.a.] zu Beginn der COP27 einen historischen Pakt zwischen Industrie- und Schwellenländern – einen Klimasolidaritätspakt. ... Einen Pakt zur Beendigung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und dem Bau neuer Kohlekraftwerke - Kohleausstieg in den OECD-Ländern bis 2030 und überall sonst bis 2040. ...
Die Menschheit hat die Wahl: kooperieren oder untergehen. Es wird entweder ein Klima-Solidaritätspakt - oder es ist ein kollektiver Selbstmordpakt. ... Dies ist ein moralischer Imperativ. Es ist eine grundlegende Frage der internationalen Solidarität – und der Klimagerechtigkeit. ...


Warum nur geht es trotz der bedrohlichen Klimafaktenlage mit dem Klimaschutz kaum voran?

Ein erhellendes Schlaglicht auf diesen dunklen Punkt liefert ein Bericht vom 18.8.23 im SPIEGEL (Autorin: Susanne Götze) zur weltweit anwachsenden Zahl an Klimaklagen vor Gericht und zur Gegenwehr von Konzernen und Regierungen.
Ein kleiner Auszug:
"... Montanas Anti-Klimagesetz: … Erst im Mai verabschiedete der republikanische Gouverneur Greg Gianforte eine "Anti-Climate-Law", ein Anti-Klimagesetz, wonach es untersagt ist, die Klimabilanz von Großprojekten zu berechnen. Er reagierte damit wiederum auf einen Erfolg der in dem Bundesstaat ebenfalls recht aktiven Umweltbewegung. Diese hatte vorher gegen die Genehmigung eines neuen Gaskraftwerks geklagt und im April gewonnen."
Vollständiger Artikel

Erinnerung (2):


Das deutsche Bundesverfassungsgericht hat am 29.04.2021 der (zumindest) deutschen Klimapolitik einen zwingend einzuhaltenden Maßstab vorgegeben:
In den kommenden Jahren sind nicht mehr CO2-Emissionen erlaubt, als das deutsche CO2-Budget hergibt!
Auf dem vom aktuellen deutschen Klimaschutzgesetz (nach dem BVG-Urteil überarbeitet!) vorgegebenen CO2-Emissionen-Reduktionspfad bis 2045 wird Deutschland seinen gerechten nationalen Anteil am globalen bisherigen 400 Mrd. t-CO2-Budget um mehr als 100 % überziehen, bei Orientierung an dem Ergebnis der Studie (nur noch 300 Mrd. t) um ca. 200 %.




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